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Professor Bodack stellte Alternativen zu S21 und K21 vor

Veröffentlicht am 29.01.2011 in Pressemitteilungen

„Stuttgart 21“ ist zu teuer und die Planung des „Kopfbahnhofs 21“ würde zu lange dauern? Professor Karl-Dieter Bodack wirbt für Alternativen, die vergleichsweise preisgünstig und schnell realisierbar sein sollen. Die SPD hatte ihn am Donnerstag ins Horber Kloster geladen.

Horb. Knapp 50 Bürger beim Wahlkampf-Auftakt des Horber SPD-Landtagskandidaten Axel Lipp: „Grüne“, „Linke“ und „Piratenpartei“ waren im Publikum vertreten, um über das Thema zu diskutieren, mit dem sich die Opposition in die Landesregierung hocharbeiten will – über Stuttgart 21 (S21).

Der Referent des Abends ist so etwas wie der personifizierte Albtraum von „Bahn AG“-Managern und Regierungspolitikern im Ländle: Karl-Dieter Bodack, studierter Maschinenbauer und Betriebswirt, Professor für Design und von 1970 bis 1995 in Führungspositionen bei Bundesbahn und Bahn AG tätig. Seiner Initiative wird es zugeschrieben, dass ältere D-Zug-Wagen mit einem neuartigen Innendesign zu den beliebten Interregio-Wagen aufgewertet wurden – heute entwickelt er aus Stuttgart-21-Plänen und Kopfbahnhof-21-Ideen ein neues Bahn-Konzept, das 2 statt 10 Milliarden Euro kosten, ab 2012 realisiert und bis 2020 umgesetzt sein soll. Mit dreistelligen Millionen-Investitionen an vielen Orten statt Milliarden in Stuttgart will er mehr Verkehr auf die Schiene bringen. Wenn sich die Bahn AG am qualifizierten Ausbau und Betrieb des Schweizer Netzes orientiere, ließen sich zwei Drittel mehr Zugkilometer realisieren. In der Folge könne die Personen-Beförderung verdoppelt und der Güter-Transport um ein Drittel gesteigert werden – so sieht es das 20-seitige Dossier „Alternativen zu S21“ vor, das Bodack mit Mitgliedern der Initiative „Bürgerbahn statt Börsenbahn“ entwickelt hat.

Ein Beispiel: Wenn der Fahrplan von 1995 wieder eingeführt würde, könnten Stuttgarter ICE-Züge die Stadt München rund 20 Minuten schneller erreichen. Ein Großteil des seitherigen Zeit-Verlusts resultiere aus Geschwindigkeits-Begrenzungen, erklärte Bodack. Trassen, die nur mit 120 Kilometern pro Stunde befahren werden dürften, müssten seltener kontrolliert werden als Tempo-200-Strecken. So spare die Bahn AG Geld in der Unterhaltung. Der Bund investiere hingegen baulich 100 Millionen Euro in jede Minute Zeitgewinn.

Von Horb aus direkt auf den Flughafen
Bodacks Alternativen sehen keinen Meter Tunnel-Neubau vor. Sie beinhalten aber oberirdische Ausbau-Strecken von S21, die bereits planfestgestellt sind – etwa die „Rohrer Kurve“. Auf diesem Weg könne der Flughafen mit Regionalexpress-Triebwagen aus Richtung Horb direkt angesteuert werden: Ein Zug-Teil fahre wie üblich zum Hauptbahnhof, der andere werde in Böblingen abgekuppelt und fahre zum Flughafen. Realisierung: 2015, Kosten: 50 Millionen Euro.

Was S21 betreffe, so habe das Planfeststellungsverfahren für den Flughafen noch nicht mal begonnen. Der dort geplante Tiefbahnhof ist laut Bodack ein Risiko. 26 Meter unter der Erde gelegen, bestehe keine Möglichkeit, 1000 Leute aus zwei Züge zu evakuieren. Die Bahn-Pläne sähen ein „Selbstrettungsverfahren“ vor: Treppensteigen über fünf Stockwerke…

Demos haben Experten Gehör verschafft
Bodack kritisiert, dass im Bereich des Hauptbahnhofs bereits gebaut werden soll, während noch nicht klar sei, ob und wie das Vorhaben am Flughafen genehmigungsfähig werde. In der Folge werde sich die Fertigstellung von S21 mindestens um fünf Jahre verzögern (2025) – sofern der Anschluss des Flughafens überhaupt planmäßig gelinge. Und der neue Hauptbahnhof könne erst dann in Betrieb genommen werden, wenn alle damit verbundenen Streckenneubauten vollendet seien.

Statt den Hauptbahnhof zu vergraben, um Bauplätze zu gewinnen, schlägt Bodack vor, vorhanden Gleise mit Büros zu überbauen – wie in New York und Berlin.

Der Professor bedankte sich bei den Bürgern, die gegen S21 demonstriert haben. „Erst indem Sie auf die Straße gegangen sind, wurde uns das Feld eröffnet, um überhaupt gehört zu werden.“ Noch vor eineinhalb bis zwei Jahren hätten Redakteure von „Spiegel“ und „Stern“ in Hamburg kein Interesse an dem Thema gehabt und gesagt: „Die Schwaben sollen ihre Löcher graben, wie sie wollen…“ Bodacks Vorschlag zur weiteren Vorgehensweise: Bürger sollten in die Sprechstunden ihrer Abgeordneten gehen, um sie von den Alternativen zu Stuttgart 21 zu überzeugen.

Quelle Neckar Chronik 29.01.2011 Andreas Ellinger