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Horb ist schön, mit uns auch sozial.

Ein Poet im Kultcafé

Veröffentlicht am 17.09.2009 in Pressemitteilungen

Stimmgewaltig und wortwitzig: Maurenbrecher in Mühringen
Und er ist doch ein Poet. Wenn auch eher ein Kneipenpoet mit ungewöhnlich deutlicher Sprache und rauer Berliner Schnauze. So passte Manfred Maurenbrecher am Sonntag wieder perfekt ins Mühringer Café „AmErika“.

Horb. Trotz der Kritik eines Leserbrief-Schreibers nach dem ersten Maurenbrecher-Konzert in Mühringen durfte auch beim inzwischen dritten und in Kooperation mit dem Horber SPD-Ortsverein veranstalteten Auftritt der Song „Dumm fickt gut“ nicht fehlen.

Die traurigen Geschichten gehen Maurenbrecher aber anscheinend bald aus: „Meine CD-Titel werden immer optimistischer“, gab er auch in Mühringen zu. Vom „Ende der Nacht“ über „Glück“ ist Maurenbrecher inzwischen beim Titel „Hoffnung für alle“ angelangt. Und Maurenbrecher scheint viel Hoffnung geben zu können. Denn sein brandneues Werk ist gar ein Doppel-Album geworden.

„Manchmal geht’s steil hoch auf ’ner Liege, manchmal liegt, was sich eben erhängt hat, schon wieder frisch in der Wiege“, sinniert er darauf beispielsweise im Lied „Manchmal“. Und doch hängt er dem neuen Albumtitel „Hoffnung für alle“ gerne auch mal einen Zusatz an: „Außer für fast alle.“

Ein Manfred Maurenbrecher lässt sich halt nur schwer beschreiben, man muss ihn einfach erleben. Dem kleinen, etwas pummeligen, langhaarigen Mann mit der dicken Nickelbrille auf der nicht minder dicken Nase traut man auf den ersten Blick den tiefsinnigen Entertainer nicht wirklich zu. Seine rund 20 Zuhörer am Sonntag zog er aber mit rauem Organ, wildem Tastenspiel und unglaublichen Geschichte dermaßen tief in seinen Bann, dass diese ihn am liebsten nicht mehr gehen lassen wollten.

Zu schön ist seine genauso laute wie poetische Art, Sozialkritik zu üben. Beispielsweise in Sachen Bankenkrise: „Das neueste Wunder auf der Welt nach sieben andern alten ist die ,Bad Bank‘, die macht die Miesen von den Reichen allen andern Menschen auf der schönen weiten Welt zum Geschenk.“ Auch den unnötigen Drang vieler Menschen, durch den Großstadtdschungel einen gewaltigen „Offroader“ zu lenken, bringt der Mann, der zu seinen Gigs mit dem Zug fährt, genauso treffsicher wie sarkastisch und auch noch aus deren Sicht auf den Punkt: „Ich sitz hier oben, bin grad im Stau, schau auf die Dächer der andern, es geht nicht voran, soviel scheiß-kleine Autos unterwegs, ich muss mich immer wieder wundern.“

Und den für Dithmarschen umgetexteten Nick Lowe-Song „Ich gehe zurück“ könnte der Song-Poet eigentlich auch Mühringen widmen, denn dahin zieht es ihn doch schon verdächtig oft. Vielleicht auch, weil er inzwischen ein großer Fan seiner sonntäglichen Vorgruppe „Yuwingo“ um „AmErika“-Wirt Uwe Klomfaß und Ingo Hoss ist.

Und Mühringen würde perfekt in die schöne Hymne passen: „Jetzt geh ich zurück nach Mühringen, bin fort so lang, und mir war bang an jedem Ort, wo ich gewesen bin. War so vergnügt in Mühringen, also geh ich zurück und hoff, ich find nochmal Glück in Mühringen.“