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SPD-Stammtisch "City-Mall: Wieviel Quadratmeter Verkaufsfläche braucht Horb?"

Veröffentlicht am 19.03.2012 in Ortsverein

Martina Lachenmaier hat in der "Südwestpresse" ausführlich über den Stammtisch berichtet. Freundlicherweise hat mir die Redaktion den Bericht zur Verfügung gestellt, den ihr hier lesen könnt.

© Südwestpresse / Neckarchronik

Die richtige Wahrheit gibt es nicht

Beim SPD-Stammtisch wurden die Vor- und Nachteile der Horber City-Mall diskutiert. Die Citymall war Stammtischgespräch beim SPD-Ortsverein. Es ging um Gebäudehöhen und Fassadengestaltung und um die Angst der Bevölkerung vor einem zweiten „Kaufland“.

Martina Lachenmaier

Horb. Den Kurzzeitwecker, den Volkhard Bähr vorsichtshalber aus dem heimischen Haushalt mitgebracht hatte, um ausufernde Redner in Schach zu halten, brauchte man beim SPD-Stammtisch am Donnerstag nicht. Kritiker, Skeptiker und Befürworter der Citymall am Bahnhof führten eine durchweg sachliche Diskussion. Man sei sich klar, dass das Thema hoch emotional sei, sagte die SPD-Ortsvereinsvorsitzende Katrin Kinsler. Deshalb gehe es nicht darum die richtige Wahrheit zu finden, sondern Argumente auszutauschen, die die Bewertung des Horber Großprojekts erleichtern.
Stadtplaner Gerhard Penck gab den 16 Anwesenden einen Überblick über die Historie des seit vielen Jahren angestrebten City-Kaufhauses, dessen oberste Aufgabe es sein wird, das Warenangebot in der Kernstadt zu komplettieren und 90 Millionen Euro Kaufkraft in Horb zu halten. 1995 wurde die Idee geboren. Das brachliegende Bahngelände schien prädestiniert für großflächigen innerstädtischen Einzelhandel. Damals war es die Bahn, die sich für den Projektentwickler Nicklas entschied. Doch an dessen Zahlungsunfähigkeit scheiterte die komplette Neubebauung des Bahnhofsareals.
Nur ein Teil wurde verwirklicht. Aldi wurde angesiedelt, das Bahnhofs-Parkhaus, der Kreisverkehr und der Flößersteg gebaut. Der Kauflandbau, ebenfalls Teil dieser Entwicklung hat durch seinen globigen Baukörper und der einfallslosen Fassade maßgeblich dazu beigetragen dass die Bürgerschaft bei Großprojekten künftig ein Wort mitreden will. Ein zweites Kaufland darf es nicht geben. Darin sind sich Stadt, Gemeinderat und Bürgerschaft einig. Auf Nicklas folgten der Horber Karl-Heinz Fink und der Modepark Röther als mögliche Investoren. Einig wurde die Stadt jedoch erst mit der P1-Gruppe. Aktuell läuft das Bebauungsplanverfahren. Es legt fest wie am Bahnhof gebaut werden darf.
Gerhard Penck betonte: „Das Gebäude steht nicht endgültig fest.“ Weder die Höhe, noch die Fassadengestaltung. Bei den von P1 vorgelegten Planskizzen handle es sich lediglich um Visualisierungshilfen. „Das Gebäude muss rundum stimmen“, sagte Penck. Die Fassade dürfe nicht glatt sein, müsse Vor- und Rücksprünge aufweisen und von allen Seiten, auch von oben ansprechend gestaltet sein. Erst wenn feststehe, welche Geschäfte sich einmieten, werde die Fassade festgelegt. Dem Investor diene die Planskizze auch als Verkaufsargument. Gerade dieser Aspekt könne sich aber fatal auswirken, wandte Karl Vandeven ein. Denn potenzielle Mieter kauften die gezeigte Fassade mit. „Das ist dann in den Köpfen drin.“ Das wieder rauszubekommen und eine andere Fassade zu konzipieren sei eine „harte Nuss“. Auch die Höhennivellierung gefiel dem Garten- und Landschaftsplaner nicht. Richtung Nordstetten dürfte das Gebäude sogar höher sein, „sonst schaut man auf das Dach“.
Zur Höhe merkte Penck an, dass die Planung derzeit von 14 Metern ausgehe. Zwei Verkaufsgeschosse à fünf Meter und ein Parkdeck à vier Meter. Der Gebäudeplan bleibe somit unter der erlaubten Höhe von 19 Metern. Mehr als zwei Verkaufsebenen werde es nicht geben, allenfalls ein weiteres Parkdeck. Volkhard Bähr brachte es auf den Punkt: „Wir reden derzeit lediglich von Höhenlinien.“ Wenn es an die Fassadengestaltung geht, können die Bürger mitreden, so Penck. Christine Dietz thematisierte die Giebelhöhe. Durchgängig 19 Metern wie bei einer „Riesenschuhschachtel“, seien nun mal wuchtiger als ein 19-Meter-Giebel eines Hauses. Zudem bestehe bei Bürgern die Sorge, dass man ein zweites Kaufland erlebe. „Es ist unangenehm, an der hohen Kauflandwand entlangzugehen.“
Franz Gessler regte an, die Höhenlinien anhand eines Dachlattengerüstes zu verdeutlichen. Die Stadt prüft derzeit die praktische Umsetzung, so Penck.
Im Rahmen der Bebauungsplanauslegung sind viele Bürgereinwände eingegangen. Sie würden nicht von der Stadt, sondern von dem Architekturbüro geprüft, das für die Stadt den Bebauungsplan erstellt hat, erklärte Penck auf Nachfrage von Elisabeth Schneiderhan. Grundlage der Prüfung seien die verkehrlichen, städtebaulichen und den Einzelhandel betreffenden Gutachten. Der alleinige Beschluss des Gemeinderats, die Citymall zu bauen, spiele dabei keine Rolle.
Karl Vandeven gab zu bedenken, dass eine Citymall möglicherweise zum weiteren Ausbluten der Dörfer führe. „Wir schaffen eine Zentrumswirkung. Die Lebensmittelgeschäfte in den Dörfern werden eingehen. Sie werden toter als sie es jetzt schon sind.“ Alexander Schneiderhan bezweifelte, dass die veranschlagten 300 Parkplätze für die City-Mall ausreichen und eine Aufstockung mit einem weiteren Parkdeck vorprogrammiert ist.
Bürger befürchteten, so Dieter Rominger-Seyrich, dass die City-Mall den Blick auf die Stadtsilhouette verstelle. Die sei nicht der Fall, betonte Penck. Selbst dann nicht, wenn das Gebäude durch die Hanglage im Ostteil höher heraus rage.
Auch bezüglich des Busbahnhofs hatte Rominger-Seyrich Bedenken. Der sei „recht päb“ zwischen Gebäude und „Lindenhof“ eingezwängt. Der Busbahnhof habe am neuen Platz die gleiche Kapazität wie bisher. Auch die gemeinsame Ausfahrt von Bussen und Pkws werde funktionieren, so Penck, auch wenn es eng zugehe. Die verkehrliche Frage sei mit dem Regierungspräsidium gelöst. Gleichwohl könnten keine drei neue Buslinien dazukommen. Dazu reiche der Platz dann doch nicht.
Nach drei Stunden trennte sich die Runde. Die richtige Wahrheit war erwartungsgemäß nicht gefunden. Dafür war mancher um einige Sachargumente reicher.

Info: Siehe auch das AUSSERDEM